Ausgabe 06/2017 - 10.02.2017
Göttingen (epd). Das Pilotprojekt "Freiwilligenarbeit als Hilfe für Flüchtlinge bei den Tafeln" laufe zunächst für drei Jahre in Göttingen, Bremerhaven und Marburg, sagte Koordinatorin Nora Reckhardt am 6. Februar dem Evangelischen Pressedienst (epd). Langfristig solle es "der gesamten Tafellandschaft" zugänglich gemacht werden. Das Vorhaben ist bei der Tafel-Akademie angesiedelt und wird von der "Aktion Mensch" mit rund 220.000 Euro gefördert.
Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel, Jochen Brühl, sieht großes Potenzial in dem Pilotprojekt: "Wir als Tafeln sind zu einem zentralen Motor der Integration geworden." Die Einbindung von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund in die Tafel-Arbeit sei für beide Seiten ein Gewinn. Nach Brühls Angaben nutzen in ganz Deutschland zwischen rund 150.000 Flüchtlinge das Angebot der Tafeln. Diese dienten Geflüchteten auch als Anlaufstellen und Vernetzung zu weiteren Beratungsangeboten. Viele Tafeln unterhielten zudem Rechtsberatungen, Kleiderkammern und Fahrradbörsen, und Mitarbeiter begleiteten Flüchtlinge zu Behörden.
Die Tafeln seien häufig eine der ersten Anlaufstellen für Flüchtlinge, sagte Martina May von der Göttinger Tafel. "Wir wollen die Ehrenamtlichen qualifizieren, damit sie die Geflüchteten gezielt und langfristig begleiten können." In Seminaren und Kursen würden die Mitarbeiter unter anderem über die verschiedenen Aufenthaltstitel von Ausländern informiert und ihr interkulturelles Verständnis gefördert.
Es gehe bei dem Projekt und den Schulungen auch darum, "wie man alte und neue Kunden zusammenfügt", sagte May. Göttingen gelte zwar als liberale Stadt und sei auch durch das nahe Grenzdurchgangslager Friedland an geflüchtete Menschen gewöhnt. "Aber auch hier gibt Bedenken und Fragen, warum die Tafel Flüchtlinge unterstützt." Nach ihren Angaben sind bei der Göttinger Tafel unter den derzeit 957 registrierten Kunden 432 Geflüchtete.
Drei Flüchtlinge helfen ständig oder gelegentlich in einer der fünf Ausgabestellen bei der Verteilung von Lebensmitteln. "Unsere Arbeit bietet sich für Geflüchtete an", betonte May. "Sie ist niedrigschwellig, die Flüchtlinge kommen in Kontakt mit anderen Menschen und sie können dabei ihre Deutschkenntnisse verbessern."