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Gesundheit

Bremer Modellprojekt hilft Kindern psychisch kranker Eltern



Als erste Großstadt in Deutschland startet Bremen ein Modellprojekt, um Kinder psychisch kranker Eltern und ihre Familien zu stärken. "Unter dem Titel 'Kidstime' werden ab Dezember monatliche Workshops organisiert", sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) am 1. November. Der Mitinitiator und Diplom-Psychologe Klaus Henner Spierling ergänzte, Kinder psychisch kranker Eltern trügen ein deutlich höheres Risiko, später selbst psychische Probleme zu entwickeln.

In Deutschland lebten rund 3,5 Millionen Kinder und Jugendliche mit mindestens einem psychisch kranken Elternteil, hieß es. Rechnerisch seien in Bremen rund 29.000 junge Menschen betroffen. Ihnen will die Stadt ein Angebot machen, das für sie selbst kostenlos ist und vom Jugendamt bezahlt wird. Es solle ein präventiver Baustein sein, um zu verhindern, dass Kinder aus Familien genommen werden müssten, sagte Stahmann.

Kern des Modellprojektes sind Workshops, in denen sich die Kinder spielerisch mit der Erkrankung ihrer Eltern auseinandersetzen. Zur gleichen Zeit treffen sich die Erwachsenen in einer separaten Gruppe. Ziel sei es, bei den Teilnehmenden Gefühlen der Isolation vorzubeugen, das Selbstvertrauen zu stärken, Informationen anzubieten und einen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen, erläuterte Spierling.

Die Workshops bieten nach seinen Worten einen Raum, in dem sich die Kinder ihrem Alter entsprechend bewegen können. "Zu Hause übernehmen sie oft sehr früh sehr viel Verantwortung und agieren wie Erwachsene." Theaterpädagogische Elemente ermöglichten es ihnen, die Perspektive zu wechseln und sich zeitweise aus dieser Rolle zu lösen. Aber vor allem gehe es darum, den Kindern Erklärungen für die Erkrankungen zu liefern, Kontakte zu psychisch stabilen Erwachsenen zu unterstützen und Ausdrucksmöglichkeiten für Gefühle zu eröffnen, erklärte der Psychologe.

«Kidstime» läuft in Rotenburg bei Bremen schon seit drei Jahren unter dem Dach des örtlichen Diakonieklinikums. Die Rotenburger Initiative bekam im vergangenen Jahr den niedersächsischen Gesundheitspreis.


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