Ausgabe 46/2017 - 17.11.2017
Göttingen (epd). Mängel bei der Organisation und Logistik sind aus Patientensicht die größten Ärgernisse in deutschen Krankenhäusern. 23 Prozent der Beschwerden betrafen im vergangenen Jahr lange Wartezeiten oder komplizierte Abläufe bei der Versorgung, wie aus einer am 10. November vom Bundesverband Beschwerdemanagement für Gesundheitsrichtungen in Göttingen vorgestellten Statistik hervorgeht. An zweiter Stelle folgten Beschwerden zum Gebäude und der Ausstattung (17 Prozent) sowie zu missglückter Kommunikation zwischen Patienten, Angehörigen und medizinischem Personal (16 Prozent). Lob gab es dagegen vor allem für Pflegeleistungen (25 Prozent) und die ärztliche Betreuung (22 Prozent).
82 Prozent aller 2016 von Patienten oder Angehörigen erhobenen Beschwerden seien im Nachhinein als berechtigt anerkannt worden, hieß es weiter. In elf Prozent der Fälle hatten die Beschwerden sogar eine "hohe Relevanz" - sie betrafen etwa Behandlungsfehler, die Gefährdung der Sicherheit von Patienten oder eine Verletzung von Persönlichkeitsrechten. In diesen Fällen habe "dringender Handlungsbedarf" bestanden.
Gleichzeitig standen auch die Beschwerdemanager in den Kliniken unter hohem Druck. 29 Prozent von ihnen hätten in der Umfrage über psychische Beschwerden geklagt, sagte der Bundesverbandsvorsitzende Oliver Gondolatsch. Sieben Prozent der Beschwerdemanager schätzten ihre psychische Belastung als sehr hoch ein.
Seelische Probleme entstünden vor allem durch "emotionsgeladenes Verhalten" von Patienten und Angehörigen. Beschwerdemanager berichteten beispielsweise über Drohungen, Angriffe und Aggressivität, die eine friedliche Lösung des Konfliktes beinahe unmöglich machten. Hinzu kämen Personalknappheit und Zeitdruck. Die Krankenhäuser in der Bundesrepublik haben im Durchschnitt nur 0,4 Mitarbeiterstellen für das Beschwerdemanagement eingerichtet.
Für die Erhebung hatten der Verband und ein Dienstleister für Klinik-Beschwerde-Software 923 Krankenhäuser angefragt. Davon beteiligten sich 213 Kliniken an der Umfrage. Die Beschwerde-Statistik wird seit fünf Jahren veröffentlicht. Als Konsequenz aus den Ergebnissen hatte der Verband 2016 die Gründung des Bundesverbandes der Patientenfürsprecher angeregt und einen "Tag der Patienten" ins Leben gerufen. Er findet am 26. Januar zum dritten Mal statt.