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Migration

Diakonie-Experte: Integration von Flüchtlingen steht erst am Anfang




Integrationskurs an der VHS Köln
Jörn Neumann
Nordrhein-Westfalen steht bei der Integration von Flüchtlingen und Zugewanderten nach Ansicht des Diakonie-Experten Dietrich Eckeberg erst am Anfang.

"Die eigentliche Herausforderung, nämlich die Integration von drei Vierteln der rund 400.000 Flüchtlinge, die dauerhaft oder auf längere Zeit hier leben werden, liegt noch vor uns", sagte der Referent für Flüchtlingsarbeit und junge Zugewanderte der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe am 9. Januar dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Münster.

Der unter Rot-Grün gestartete Integrationsplan NRW, der nun unter der schwarz-gelben Landesregierung mit einem eigenen Integrationsministerium fortgeführt wird, müsse daher weiterentwickelt werden, mahnte Eckeberg. Der Integrationsplan, der viele wichtige Instrumente wie den Stellenaufbau bei Weiterbildungskollegs oder bei den Kommunalen Integrationszentren enthalte, müsse nun verstärkt die Integration der vielen jungen Menschen in den Blick nehmen, sagte er.

"Zwei Drittel sind unter 27 Jahre alt", unterstrich Eckeberg. Bei ihnen gebe es viel Nachholbedarf in schulischer Bildung, aber auch viel Potenzial. Ein erweitertes Anrecht auf Schulbesuch auch über das Ende der Schulpflicht hinaus, finanzielle Unterstützungsleistungen während einer Qualifikationsmaßnahme sowie besondere Angebote von Berufskollegs seien Stichworte, wie der Integrationsplan weitergedacht werden könnte.

"Es fehlt eine frühzeitige Potenzialanalyse bei den Flüchtlingen", kritisiert Eckeberg und regt die Schaffung eines neuen Aufnahme- und Integrationsmanagements im Integrationsministerium an, das Vorqualifizierungen und Lebensbedingungen analysiert. Zu oft scheitere die Aufnahme einer beruflichen Ausbildung nicht an den Fähigkeiten, sondern etwa an der fehlenden Sicherung des Lebensunterhaltes, erläuterte er. "Die Aufnahme und Integration der Menschen müssen zusammen gestaltet und interdisziplinär gedacht werden."

Eckeberg appellierte an die Landesregierung, sich auch mit der "Integrationshürde Wartezeit" auseinanderzusetzen und auf Verbesserungen bei der Qualität der Asylverfahren beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hinzuwirken. Die Fehleranfälligkeit der Asyl-Entscheidungen sei hoch, kritisierte er. Und während des Anerkennungsverfahrens bestünden keine oder nur eingeschränkte Zugänge zu Sprachkursen und anderen Maßnahmen. Der Integrationsplan NRW sollte nach Ansicht von Eckeberg außer Flüchtlingen auch EU-Migranten aus Ländern wie Rumänien und Bulgarien einbeziehen.

Gabriele Fritz

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