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Jahrestag

Rechtsextremismus

Merkel gedenkt der Opfer des Brandanschlages




Das Mahnmal für die Opfer des Brandanschlags auf eine türkische Familie in Solingen.
epd-bild/Guido Schiefer
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu werden bei der Gedenkfeier des Landes NRW am 25. Jahrestag des Brandanschlags von Solingen sprechen.

Zu der Veranstaltung in kleinem Rahmen am 29. Mai in der Düsseldorfer Staatskanzlei begrüßt Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nach Angaben eines Sprechers außerdem das Ehepaar Mevlüde und Durmus Genç, das bei dem ausländerfeindlichen Anschlag vom 29. Mai 1993 fünf Familienmitglieder verlor.

Minister sprechen am Mahnmal

Am Nachmittag schließen sich die offizellen Gedenkveranstaltungen in Solingen an. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und sein türkischer Kollege Mevlüt Cavusoglu sind als Redner am Mahnmal für die Opfer vorgesehen.

Außerdem sprechen der stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP), der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) und die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Solingen, Ilka Werner. Vorgesehen sind überdies eine Schweigeminute, eine Koranrezitation und ein Gebet.

Nach der Gedenkstunde ist ein stilles Gedenken mit Angehörigen der Opferfamilie Genç am Ort des Anschlags in der Unteren Wernerstraße geplant, wo das bei dem Anschlag zerstörte Wohnhaus stand. Anschließend sind ein interreligiöses Gebet sowie eine gemeinsame Iftar-Feier vorgesehen. Außerdem wird der Preis "Silberner Schuh" für besondere Zivilcourage verliehen. Am späten Abend schließt der Tag mit einem Schweigemarsch zur Unteren Wernerstraße.

Fünf Tote, acht Schwerverletzte

Bei dem Brandanschlag von vier jungen Männern mit Verbindungen zur rechtsextremen Szene waren am 29. Mai 1993 fünf türkische Mädchen und Frauen im Alter von vier bis 27 Jahren ums Leben gekommen, acht Menschen wurden schwer verletzt. Es war der mörderischste fremdenfeindliche Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik.

Die geplante Rede von Cavusoglu sorgt derweil für politischen Streit, weil in der Türkei vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen bevorstehen. Kritiker fürchten, Cavusoglu könnte seinen Auftritt in Solingen nutzen, um Wahlkampf bei seinen Landsleuten in Deutschland zu machen. Aus diesem Grund wird es anders als ursprünglich geplant keine Gedenkfeier im NRW-Landtag in Düsseldorf geben. Laschet und Maas gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass sich Cavusoglu ausschließlich zum Brandanschlag und seinen Folgen äußern wird.


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