sozial-Thema

Medizinethik

Rekowski gegen Sterbehilfe in kirchlichen Einrichtungen




Manfred Rekowski
epd-bild/Hans-Jürgen Vollrath

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, stellt sich gegen die Möglichkeit von Sterbehilfe in kirchlich-diakonischen Einrichtungen. Die Begleitung bis zum Lebensende schließe für Seelsorger die Beschaffung oder Verabreichung eines Mittels zur Selbsttötung "kategorisch aus", schreibt Rekowski am 13. Januar in seinem Präsesblog. Die Zusammenarbeit mit Vereinigungen, die organisiert oder gewerbsmäßig eine Förderung der Selbsttötung betreiben, sei "ebenfalls ausgeschlossen".

Hochrangige Vertreter der evangelischen Kirche hatten sich zuvor für die Möglichkeit von Sterbehilfe in kirchlich-diakonischen Einrichtungen ausgesprochen. Die Einrichtungen sollten eine bestmögliche medizinische und pflegerische Palliativversorgung sicherstellen, heißt es in einer von Diakonie-Präsident Ulrich Lilie und zwei weiteren Theologen unterzeichneten Stellungnahme. Zugleich dürften sie sich aber dem freiverantwortlichen Wunsch einer Person nicht verweigern, ihrem Leben mit ärztlicher Hilfe ein Ende zu setzen.

Sterbewunsch als letzter Ausweg

Rekowski schreibt: "In extremen Fällen, wenn auch die palliativmedizinischen Möglichkeiten einem Menschen nicht mehr als ausreichend hilfreich erscheinen und der Sterbewunsch als letzter Ausweg gesehen wird, stellt sich nicht die Frage, ob, sondern wie Kirche und Diakonie Menschen begleiten." Getragen von der Haltung, Leben bis zuletzt zu unterstützen, müsse Menschen, die eine Suizidabsicht äußern, mit Respekt und Sensibilität begegnet werden. Ziel kirchlich-diakonischer Arbeit sei, worauf Pfarrerinnen und Pfarrer im Ordinationsversprechen verpflichtet werden: "Hilf den Menschen im Glauben dankbar zu leben und getröstet zu sterben. Gib keinen verloren. Tritt für alle ein, die deinen Beistand brauchen."

Durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts gilt in Deutschland wieder die Rechtslage von vor 2016, wonach Sterbehilfeorganisationen Suizidassistenz leisten dürfen. Ob der Bundestag noch in der laufenden, im September zu Ende gehenden Wahlperiode ein neues Gesetz beschließt, das ihnen zumindest konkrete Regeln dafür vorgibt oder Ärzten die Suizidassistenz erlaubt, ist bislang offen.

Nora Frerichmann


Mehr zum Thema

Kontroverse über Umgang mit Sterbewilligen in Diakonie-Einrichtungen

Hochrangige evangelische Theologen halten Sterbehilfe in kirchlichen Einrichtungen für möglich. Damit weichen sie von der bisherigen Linie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ab. Widerspruch kommt aus den Kirchen und politischen Parteien.

» Hier weiterlesen

Bethel-Chef Pohl lehnt assistierten Suizid in der Diakonie ab

Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel lehnen Angebote von assistiertem Suizid in diakonischen Einrichtungen ab. Aufgabe der Diakonie in der Begleitung Sterbender sei es, Leiden zu lindern und die Menschen seelsorgerlich und geistlich zu begleiten, nicht aber systematisch den Tod von Sterbewilligen herbeizuführen, sagte der Bethel-Vorstandsvorsitzende Ulrich Pohl am 11. Januar in Bielefeld dem Evangelischen Pressedienst (epd). Namhafte evangelische Theologen, darunter der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, hatten in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" für die Möglichkeit einer professionell begleiteten Selbsttötung in diakonischen Einrichtungen plädiert.

» Hier weiterlesen

EKD-Ratsmitglied Kaufmann: "Assistierter Suizid ist kein Weg"

Der Theologe Dieter Kaufmann, Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der württembergischen Diakonie, warnt davor, Suizidassistenz in kirchlich-diakonischen Einrichtungen zuzulassen. Kaufmann sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), er könne sich einem entsprechenden Vorschlag des Präsidenten der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, nicht anschließen.

» Hier weiterlesen

Hessischer Diakoniechef für Möglichkeit einer Suizidassistenz

Der hessische Diakoniechef Carsten Tag hat die Ermöglichung eines begleiteten Suizids in kirchlichen Einrichtungen befürwortet. Er stimme der neuen Position des Präsidenten der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, und weiteren Theologen sowie führenden Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu, sagte Tag am 12. Januar in Frankfurt am Main dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diese hatten in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag) dafür geworben, in eigenen Einrichtungen einen assistierten, professionellen Suizid zu ermöglichen. Offiziell lehnt die EKD die Sterbehilfe ab.

» Hier weiterlesen

Arzt: Assistierter Suizid in kirchlichen Krankenhäusern tabu

Der Braunschweiger Palliativmediziner Rainer Prönneke ist strikt dagegen, Menschen in kirchlich-diakonischen Einrichtungen einen medizinisch assistierten Suizid zu ermöglichen. Für evangelische Krankenhäuser halte er dies von ihrem Selbstverständnis her für ausgeschlossen, sagte der Chefarzt des Marienstifts in Braunschweig dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dort gelte das Gebot, nicht töten zu dürfen. Einem Menschen mit dem Verabreichen eines Medikamentes im Suizid zu helfen, sei aber eine Tötung. "Ziel ist dabei der Tod, nicht eine Leidensverminderung mit Todesfolge."

» Hier weiterlesen

Lilie: "Niemand von uns will den Tod organisieren"

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hat den von ihm mitgetragenen Vorstoß für die Möglichkeit von Suizidassistenz in kirchlichen Einrichtungen verteidigt. "Niemand von uns will den Tod organisieren", sagte Lilie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es gehe um einen Aufschlag "zu einer anstehenden, nachdenklichen und differenzierten Debatte über die Frage, wie wir respektvoll, wertegebunden und ergebnisoffen mit dem Willen von Betroffenen umgehen", sagte er.

» Hier weiterlesen